Die Sozialwahlen 2023 stehen an und auch dieses Mal können Sie auf Sozialversicherung.watch (kurz: sv-watch) in Kontakt treten mit den Spitzenkandidat*innen der ver.di-Listen und ihnen Fragen stellen.
Die letzten Vorbereitungen laufen, so dass die überarbeitete Seite in den nächsten Wochen online gehen kann. In der Zwischenzeit können Sie sich gerne die Fragen und Antworten ansehen, die den Spitzenkandidat*innen bei der letzten Sozialwahl gestellt wurden.
Sehr geehrter Herr Fgnirf,
als ich Ihre Frage erstmalig las habe ich mit dem Kopf geschüttelt: Heilpraktiker können doch gar nicht abgeschafft werden, denn wir haben eine freie Berufswahl, es gibt eine anerkannte Ausbildung - was also ist los?
Dann stieß ich gestern auf einen Beitrag von Radio Bremen: "Sollen Heilpraktiker behandeln können wie bisher?" Und hier ist der Link: https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/gesellschaft/heilpraktiker100.html
In dem Moment wurde mir klar, wie ernst Ihre Frage gemeint ist. Also nun einmal ans Thema pirschen!
Hintergrundinformation: Leistungen von Ärztinnen und Ärzten mit Approbation, die mit gesetzlichen Krankenkassen einen Vertrag geschlossen haben, können Versicherte mit ihrer Gesundheitskarte beanspruchen. Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker haben dagegen zwar eine staatliche Erlaubnis, ihre Tätigkeit in der Heilkunde auszuüben, verfügen aber weder über eine Approbation noch stehen sie mit den gesetzlichen Krankenkassen in einem Vertragsverhältnis.
Das bedeutet: Gesetzliche Krankenkassen können die Kosten für eine Heilpraktikerbehandlung nicht übernehmen. Ebenso wenig ist eine Vergütung von Arzneien auf Verordnung eines Heilpraktikers möglich.
Natürlich sind diese Feststellungen nicht als negative Bewertung von Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern im Allgemeinen aufzufassen. Vielmehr ist an dieser Stelle zu verdeutlichen, dass die Leistungsbereitschaft der gesetzlichen Krankenkassen durch den Gesetzgeber Grenzen gesetzt sind. Diese Auffassung wurde auch vom Bundessozialgericht mehrfach bestätigt.
Wie also kommt es nun zu Ihrer Frage? Seit einiger Zeit wird Seitens der Medizinerinnen und Mediziner, die sich der evidenzbasierten Medizin verpflichtet fühlen, gegen homöopathische Behandlung argumentiert. Ich kann mir gut vorstellen, dass in diesem Zusammenhang der Beruf des Heilpraktikers ins Scheinwerferlicht gerückt wurde.
Ich persönlich denke, dass Menschen, die sich bei Heilpraktikerinnen oder Heilpraktikern beraten und behandeln lassen, ihre guten Gründe haben werden. Es steht mir nicht zu, darüber ein Urteil zu fällen. Wer glaubt, dass alles in der sog. Schulmedizin durch randomisierte und kontrollierte Studien belegt - also evidenzbasiert ist -, der liegt falsch.
Ich hoffe, Sie können etwas mit meinen Ausführungen anfangen.
Ihre
Ulrike Hauffe