Die Sozialwahlen 2023 stehen an und auch dieses Mal können Sie auf Sozialversicherung.watch (kurz: sv-watch) in Kontakt treten mit den Spitzenkandidat*innen der ver.di-Listen und ihnen Fragen stellen.
Die letzten Vorbereitungen laufen, so dass die überarbeitete Seite in den nächsten Wochen online gehen kann. In der Zwischenzeit können Sie sich gerne die Fragen und Antworten ansehen, die den Spitzenkandidat*innen bei der letzten Sozialwahl gestellt wurden.
Sehr geehrter Herr von Calvesbecke,
danke für Ihre Fragen, die hoffentlich den Reigen der Informationsmöglichkeiten eröffnen. Gerade da es schwierig ist, sich über die Sozialversicherungswahlen zu informieren, hat die Gewerkschaft ver.di dieses Informationsportal möglich gemacht und ich freue mich, wenn es genutzt wird.
Aber nun zu Ihren Fragen. Politischer Einfluss ist nicht so einfach, da ja auch in der Gesundheitspolitik vieles auf höchster Ebene geregelt wird. Als gewerkschaftliche Interessenvertreterinnen und Vertreter haben wir da über unsere Gewerkschaft ver.di die Möglichkeit, Einfluss auf Politik zu nehmen. Dies geschieht z.B. bei Anhörungen vor Gesetzen oder auch bei vielen direkten Gesprächen mit Abgeordneten und Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern.
Bei allen Regelungen die im Rahmen der Satzung der Kassen geregelt werden, nehmen wir als gewerkschaftliche Vertreterinnen und Vertreter in den Verwaltungsräten direkt Einfluss im Interesse der Versicherten. Beispiele dafür sind unsere erfolgreicher Widerstand gegen den geplanten Abbau der Mütter-Kind Kuren oder der Ausbau der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Behandlungsmethoden werden von den Kassen dann finanziert, wenn sie durch den Gemeinsamen Bundesausschuss aus Vertreterinnen und Vertretern der Kassen, Ärzte, Pharmaindustrie und Patientenorganisationen nach ausführlichen Untersuchungen genehmigt werden. Esoterische Behandlungsmethoden gehören nicht dazu.
Ich bin jedoch gegenüber homöopathischen Behandlungsmethoden sehr offen und wenn das für Sie der entscheidende Punkt ist, dürften Sie mich nicht wählen, auch wenn wir dazu in der Gewerkschaftsfraktion keine einheitliche Meinung haben. Das hat sicher mit meiner eigenen Geschichte zu tun. Mit einen halben Jahr hatte ich Keuchhusten und da ich mich zum Abhusten noch nicht selbst aufrichten konnte, war das lebensbedrohlich. Meine Oma schwörte auf den von ihr selbst angesetzten Schneckensaft der roten Nacktschnecke, der mich, zusammen mit einer Rundumversorgung durch die ganze Verwandtschaft, gerettet hätte. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich nicht nur an die Pharmaindustrie und Apparatemedizin glaube, sondern der Meinung bin, dass wir auch den Mensch als Ganzes sehen müssen.
Herzliche Grüße
Klaus Dollmann